Den Sunnehof in Marthalen kann man nicht verfehlen, die vielen Gebäude sieht man schon von weitem. Hier sind Martin und Claudia Wipf zuhause und bewirtschaften den Hof gemeinsam mit den zwei Angestellten und der Mithilfe von Martins Eltern. Die Leidenschaft von Wipfs spürt man im Gespräch sofort, wenn sie von ihrem vielseitigen Bio-Betrieb erzählen. Nebst den 35 Milchkühen mit eigener Remontierung bewirtschaften sie ca. 40 ha Land mit unterschiedlichsten Kulturen und führen eine Biogasanlage und Kompostierung. Im Ackerbau haben sie nebst Saatgetreide unter anderem auch noch 2.5 ha Wildblumen, für die Samenproduktion.
Auf Bioumstellung vorbereitet
Die Milchkühe liegen hauptsächlich in Claudias Verantwortung. Sie melkt täglich. Martin hilft vor allem bei Spezialarbeiten wie Klauenschneiden. Vor der Bioumstellung hatten sie eine hohe Milchleistung von 9500kg. Als sie sich entschieden hatten, auf Bio umzustellen, haben sie schon zwei Jahre vor der Umstellungszeit begonnen, wieder mehr Swiss Fleckvieh-Blut in die Red Holstein-Herde zu bringen. Laut Claudia konnte die Herde so langsam auf ein biotaugliches Niveau gezüchtet werden und sie mussten nur wenige Kühe ausmerzen, die mit der Biofütterung nicht zurechtkamen.
Warteliste getroffen
Per Januar 2020 hatte Familie Wipf die Umstellung hinter sich und der Betrieb wurde Bio Vollknospe. Genau in diesem Jahr musste mooh die Bioumsteller von Januar auf Juni vertrösten – Wipfs landeten auf der Warteliste. Schweizweit gab es zu viel zusätzliche Biomilch und mit dieser Massnahme wurde verhindert, dass der Preis zusammenfällt. Diese Massnahme war für alle Umsteller ärgerlich, mussten sie so noch weitere Monate auf die Biobezahlung verzichten.
Futterbau im Fokus
Der Ackerbau wird auf das Milchvieh abgestimmt. Der Futterbau für die Kühe darf bei Wipfs nicht unter Qualitätseinbussen leiden. Für die Milchviehfütterung haben sie viele Kunstwiesen mit einem hohen Luzerneanteil. Mit der Abwärme der Biogasanlage können sie die Heuballen trocknen und erhalten so qualitativ hochwertige Ballen. Im Trocknungsbunker können sie des Weiteren auch Getreide oder Holz fertig trocknen.
Über den Sommer sind die Milchkühe halbtägig auf der Weide, im Stall wird eine Mischung gefüttert. Dabei werden die Luzerneballen als Eiweisslieferanten eingesetzt. Kraftfutter wird zugekauft, dieses ist aber bei Bio mit 5% sowieso beschränkt.
Dieses Jahr haben sie einen Versuch gemacht, Lupinen anzusäen. Als langsamer Eiweissträger wäre das eine ideale Ergänzung zum Mais. Leider war das Jahr aufgrund Nässe im Frühling für Lupinen nicht geeignet und sie werden nächstes Jahr erneut versuchen. Ebenfalls steht noch die Frage für Soja-Anbau im Raum. Wipfs würden das Sojaschrot als langsamer Eiweissträger einsetzen. Dazu müssten sie aber das Schrot nach der Ölverarbeitung wieder retour erhalten. Im Moment ist es daher erst ein Gedanke.
Reaktion auf Trockenheit
Mit der bekannten Sommertrockenheit im Weinland wurde die Einsaat nach Getreide immer schwieriger. Darum setzen sie seit einigen Jahren auf Sorghum. Martin sagt: „Sorghum wächst auch bei Trockenheit.“ Nun hat er erfolgreich versucht, bei der Einsaat Wiese als „Untersaat“ zu säen. Nach zwei Monaten wird das Sorghum siliert und bildet ein gutes Futter für die Galtkühe. Während dem Aufwuchs bietet das Sorghum der Graseinsaat Schatten und nach der Ernte wächst die Wiese schon.
So schnell gehen Claudia und Martin die Ideen also nicht aus. Bald beginnen sie mit dem Ausbau der Liegehalle für mehr Milchkühe. Wir wünschen Ihnen dabei alles Gute.