Hemmstoffe in der Milch: Wieso?

25.08. 2021 mooh

Jeden Monat wird bei mooh leider mindestens einmal Milch entsorgt wegen Hemmstoffen. Zudem verhängen die Kantone immer wieder Milchliefersperren aufgrund positiver Hemmstoff-Ergebnisse in der Milchprobe. Das sorgt für Ärger und Kosten. Immer wieder treffen Fragen der betroffenen Landwirte bei uns ein. Mit diesem Artikel beantworten wir einige der wichtigsten Fragen.

Wieso war die Milchprobe positiv und die Milch wurde trotzdem verarbeitet?

Vor dem Ablad in der Molkerei wird bei jedem Milchtransport ein Schnelltest auf Hemmstoff durchgeführt. Mit diesem sogenannten SNAP-Test werden aber ganz feine Verunreinigungen nicht erkannt. Bei den offiziellen Monatsproben bei Suisselab wird der BRT-Test eingesetzt. Hier wird die Milch während drei Stunden warm bebrütet. Enthält die Milchprobe Hemmstoffe, werden Bakterien im Wachstum gehemmt und es findet keine Farbveränderung statt. Dies bedeutet ein positives Ergebnis. Mit dem BRT-Test können viel feinere Rückstände festgestellt werden als mit dem SNAP-Schnelltest.

Warum werden überhaupt so strenge Tests durchgeführt?

Den Hemmstoffen wird ein so hoher Stellenwert zugeschrieben, da schon kleinste Rückstände die Produktqualität beeinträchtigen. Hemmstoffe jeglicher Art haben in Lebensmitteln nicht zu suchen, weil sie sich negativ auf die Gesundheit der Konsumenten auswirken könnten. Antibiotika werden spezielle Aufmerksamkeit gegeben, weil es zu Resistenzbildung kommen kann.

Kann ich den Analyse-Ergebnissen der Suisselab vertrauen?

Suisselab AG setzt schon seit über 10 Jahren den bewährten BRT-MRL-Suchtest ein. Dieser Test wird auch in diversen anderen Ländern eingesetzt. Wenn ein positives Ergebnis festgestellt wird, wird die Probe in jedem Fall ein weiteres Mal überprüft. Dann wird auch die Verdünnung ausgewertet, sprich, wie stark die Kontaminierung war, also wie viel Hemmstoff in der Milch war. Dieses Ergebnis wird dann der kantonalen Vollzugsstelle gemeldet und eine Liefersperre ausgesprochen.

Warum kann die Probe positiv sein, obwohl keine Antibiotika eingesetzt wurde?

Als Hemmstoffe werden alle Substanzen bezeichnet, die das Bakterienwachstum beeinflussen. Dazu gehören neben Antibiotika auch andere Tierarzneimittel, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Schädlingsbekämpfungsmittel oder Futtermittelzusatzstoffe.

Im Extremfall können auch originäre Hemmstoffe der Kuh (körpereigene Stoffe wie Enzyme oder Immunglobuline) die Ursache sein. Ein Beispiel dafür ist Kolostrum. Kolostrum enthält Stoffe, die das Immunsystem des Kalbes stärken und auch eine antibakterielle Wirkung haben. Aus diesem Grund darf, gemäss Verordnungstext, Milch erst nach 8 Tagen nach der Kalbung abgeliefert werden.

Ebenfalls kann Milch von Kühen mit stark entzündeten Eutervierteln (Mastitis oder hohe Zellzahlen) zu einem positiven Hemmstoffergebnis führen. Auch diese Milch ist gemäss Verordnung nicht Verkehrsmilchtauglich und darf entsprechend nicht in den Milchtank.

Es sind aber nur sehr wenige Fälle, wo nicht Antibiotika die Ursache für ein positives Resultat sind.

Information über Trockensteller

Antibiotische Trockensteller sind sogenannte Langzeitantibiotika und haben in Abhängigkeit vom Wirkstoff eine Wirkung von ca. 6 Wochen. Kühe, die zu spät trockengestellt werden oder zu früh abkalben, müssen die auf der Packung angezeigte Wartezeit trotzdem einhalten. Wir empfehlen Ihnen, die Milch vor der Ablieferung einem Hemmstofftest zu unterziehen.

Für Roboterbetriebe

Die behandelten Kühe müssen mindestens 2 Mal pro Tag gemolken werden, damit die Ausscheidung des Medikaments gewährleistet ist. Da Bedienungsfehler sehr schnell passieren können, empfehlen wir Ihnen zu kontrollieren, ob die Milch richtig abgetrennt wird und die Absetzfrist gespeichert ist. Um eine Verschleppung zu verhindern, muss die Reinigung mit über 50° Grad warmen Wasser und Reinigungsmittel erfolgen.

Was mache ich mit der hemmstoffpositiven Milch?

Auf das Verfüttern an Kälber sollte verzichtet werden. Das Antibiotika hat einen negativen Einfluss auf die Darmbakterien und kann zu Resistenzen führen. Die Milch kann in die Gülle entsorgt werden oder im Idealfall über eine Biogasanlage.

Wo kann ich meine Milch testen lassen, wenn ich unsicher bin?

Wir können Ihnen die nächstgelegene Adresse für einen SNAP-Test geben. Bei Unsicherheit können Sie uns jederzeit auf der Piket-Nummer erreichen: 058 220 34 44.

Haben Sie weitere Fragen?

Gerne helfen wir Ihnen weiter: 058 220 34 10 / einkauf@mooh.swiss