Marktübersicht Juli 2024

12.07. 2024 mooh

Grosse Unsicherheit am Markt

Die Marktsituation ist nach wie vor angespannt und von grosser Unsicherheit geprägt. Während unsere Produzenten mit dem Wetter kämpfen, tun wir es um unseren Absatz und unsere Marktposition. Dass nach wie vor hohe Spotmilchmengen* für die Sommermonate in unserer Planung stehen, ist ungewöhnlich und widerspiegelt die unterschiedlichen Probleme. Aufgrund der Absatzverluste im Export sind die Lagerbestände speziell auch bei der Butter sehr hoch und sie werden wohl ohne spezifische Gegenmassnahmen nicht verschwinden. Die Gespräche, ob es hier Massnahmen der Branche braucht, sind angelaufen. Nachdem wir noch im letzten Jahr grössere Mengen Butter importierten, ist die Bereitschaft der Produzenten jetzt wieder für Exporte zu zahlen, verständlicherweise nicht gross. Auch ist es der Schweizer Milchbranche noch nicht gelungen, die sehr grossen Mengenverluste bei den Schoggigesetzprodukten zu stoppen. Immerhin konnte die Richtpreiserhöhung auf dem Schweizer Markt flächendeckend umgesetzt werden.

*Spotmilchmengen sind noch nicht platzierte Milchmengen. Das heisst, dass wir heute noch keinen Käufer für diese Mengen haben.

Planung Herbst sehr anspruchsvoll

Bereits jetzt beginnen die Gespräche mit unseren Kunden, um die Absatzsituation für den kommenden Herbst mit wieder steigenden Milchmengen zu klären. Bevor die Zukunft der angeschlagenen Unternehmen geklärt ist, gibt es aber kaum Klarheit betreffend Kapazitätssituation. Für eine vollständige Verwertung der Winter-/Frühjahrsmilchspitzen in der Schweiz braucht es die Kapazitäten in allen Segmenten: Molkereiprodukte, Käse und Milchpulver. Wir sehen hier aktuell Potential bei Käse, wo wir in den letzten Jahren eher reduziert haben. Die Nachfrage ist aktuell auch international vorhanden und es können vernünftige Preise gelöst werden.

Einlieferungen Juni 3% über Vorjahr

Die Milchmengen waren im Juni, unter anderem aufgrund von teilweise späteren Alpaufzügen als in anderen Jahren, knapp 3% über dem Vorjahresniveau. Der Trend zu wieder leicht höheren Milchmengen bestätigt sich damit. Allerdings ist es schwierig einzuschätzen, ob dieser Trend sich bis in den Winter hinein fortsetzen wird. Es ist möglich, dass die Futtergrundlage grossflächig von nicht so guter Qualität ist, was die Milchmengen dämpfen könnte.

International: Euphorie abgeschwächt

Auf dem internationalen Markt hat die Euphorie einen Dämpfer erlebt, wahrscheinlich aufgrund der politischen Unsicherheiten, die sich in den vergangenen Wochen verstärkt haben. Eher unerwartet hat der Global Dairy Trade (GDT) Anfang Juli sehr deutlich im Minus geschlossen. Die Wechselkurse haben nachgegeben.

Auf dem europäischen Markt gibt es hingegen erfreuliche Signale. Die Fettpreise steigen weiter an. Das hilft, das Risiko der hohen Butterlager in der Schweiz abzufedern. Auch im Käsebereich ist die Nachfrage gut und es können attraktive Preise gelöst werden.

ÖLN silofrei: +1 Rp. im August

Im Käsereimilchbereich ist zur positiven Überraschung auf Juli recht viel Zug reingekommen. Die Sortenkäse sind zwar eingeschränkt, umso mehr ist aber die Nachfrage für Milch für freie Sorten gestiegen. Mit ein Grund für die lebhafte Nachfrage sind die sinkenden Einlieferungen und auch die nachlassenden Gehalte, welche für die Käseausbeute sehr relevant sind. Aufgrund dieser positiven Marktentwicklung und bisher vorsichtiger Budgetplanung ist es uns möglich, den Augustpreis um +1 Rp./kg ÖLN silofreier Milch zu erhöhen.

Bio silofrei mit geringer Differenz zu Bio Silomilch

Bei der Biomilch ist das Angebot über die Sommermonate besonders knapp und kann die grosse Nachfrage über den Sommer kaum decken. Dies gilt allerdings nur bedingt für die silofreie Biomilch. Die Preiserhöhung von +3 Rp./kg, welche bei der Bio Silomilch diskussionslos umgesetzt wurde, hat es im Bio Käsebereich schwer. Insbesondere die Sortenorganisationen wollten die Erhöhung nicht mittragen. Die Preisschmerzgrenze ist erreicht, silofreie Biomilch geht damit – jetzt im Sommer wie auch schon vorher – oft in den Bio Silomilchkanal. Dort wird sie zwar dringend gebraucht, aber zu einem leicht tieferen Preis verkauft. Hinzu kommt, dass bei der Bio Silomilch über den Sommer hohe saisonale Zuschläge bezahlt werden, welche wir bei der Bio Käsereimilch weniger kennen. Das lässt die Differenz zwischen silofreier Biomilch und Bio Silomilch in den Sommermonaten praktisch verschwinden.