
Milchiger Frühling – Überraschung und Herausforderung zugleich
Nachdem sich die Milcheinlieferungskurve in den ersten Monaten des Jahres bei etwa -3% zum Vorjahr bewegte, änderte sich das im April und wir waren plötzlich auf Vorjahresniveau. Unsere Planung hatte diese starke Mengensteigerung nicht vorhergesehen und wir waren etwas überrumpelt. Die Herausforderung war entsprechend gross, für die zusätzliche über eine Million Kilogramm Milch kurzfristig Absatz zu finden. Die Milchmengen waren bereits überall hoch und die Kapazitäten bei den Verarbeitern nahezu ausgeschöpft. Erschwerend hinzu kam die bereits seit einiger Zeit spürbare sinkende Flexibilität bei unseren Partnern, welche immer weniger Bereitschaft zeigen, die Regulieraufgabe zu übernehmen. Selbst mehr Verantwortung zu übernehmen bedeutet aber gleichzeitig, dass der Verkauf komplexer wird. Denn so vermarkten wir nicht mehr nur Rohmilch, sondern auch Käse und Nebenprodukte aus der Käseproduktion. Umso überzeugter sind wir deshalb aufgrund der in diesem Frühjahr gemachten Erfahrungen, dass wir den eingeschlagenen Weg – die Verwertung der Milchspitzen durch eigene Projekte und in Zusammenarbeit mit motivierten Partnern zu sichern – konsequent weitergehen müssen. Zudem müssen wir bei der Planung der Milcheingänge noch besser werden.
Ausblick auf den Sommer uneinheitlich
Wie jedes Jahr dürfte man nach dem milchstarken und intensiven Frühling eine Entspannung auf den Sommer erwarten. Dieses Jahr gibt es aber viele Unsicherheiten, was den Ausblick etwas trübt. Bereits im Juni wird die ganze Schweizer Milchbranche gefordert sein, wenn in Hochdorf die Türen geschlossen werden und der Umzug nach Sulgen stattfindet. Wichtige Kapazitäten werden dann nicht zur Verfügung stehen. Da hilft die voraussichtlich früh startende Alpsaison etwas. Absatzseitig drücken nach wie vor politische und geopolitische Faktoren auf die Stimmung und verbreiten Unsicherheit. Die Notierungen zeigen sich zwar durchaus positiv, doch können wir aktuell nicht davon profitieren.
Wechselkurse drücken Preise
Die internationalen Preise zeigen eine stabile bis leicht positive Tendenz. Der Global Dairy Trade hat Anfang Mai mit +4.6% ein starkes Zeichen nach oben gesetzt. In Europa spricht man immer noch von einer Rohstoffknappheit aber auch hier zeigen sich Unsicherheiten. Im Gegensatz zum Schweizermarkt, wo die Unsicherheiten vor allem absatzseitig bestehen, sind diese in Deutschland eher auf der Einlieferungsseite zu lokalisieren. Die Auswirkungen und Spätfolgen des Blauzungenvirus sind hier Thema, aber auch das knappe Rohstoffaufkommen in anderen EU Ländern. Niedrige Lagerbestände sollen sich zusätzlich zu den anderen Faktoren preistreibend auswirken.
Preissenkend wirken bei uns und auch in der EU die Wechselkurse. Der Dollarkurs ist um -10% eingebrochen und hat sich bis jetzt nicht erholt. Eine Einschätzung zu machen ist praktisch unmöglich. Das erschwert einen Preisausblick für die Sommermonate zusätzlich. Mit diesen vielen Unsicherheiten lassen wir unsere Preise vorerst wie in der Vorschau gezeigt stehen. Ob es uns gelingt, diese umzusetzen wird sich zeigen.