Milchqualität in der Sommerzeit

14.08. 2025 mooh

Die Sommermonate stellen traditionell eine heikle Zeit in Bezug auf die Milchqualität dar – insbesondere während starker Hitzeperioden. Zum einen leiden die Kühe unter erheblichem Hitzestress, zum anderen wird das Keimwachstum dadurch zusätzlich begünstigt. Nachfolgend findet Ihr eine Übersicht zur aktuellen Situation.

Somatische Zellen

In den letzten Wochen ist die Anzahl der Beanstandungen wegen erhöhter Zellzahlen gestiegen. Dieses Phänomen ist im Sommer gut bekannt und lässt sich vor allem durch den Hitzestress bei den Tieren erklären. Auch wenn die Gesamtsituation weitgehend unter Kontrolle ist, stehen einzelne Betriebe – ob gross oder klein – vor komplexen Problemen, deren Ursachen nicht immer leicht zu finden sind. Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit den Tierärzten von RGS in den vergangenen Jahren zeigten: Eine enge Begleitung sowie die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure sind entscheidend für eine erfolgreiche Lösung.

Keimbelastung

Im Mai und Juni gab es einen deutlichen Anstieg an Kundenbeanstandungen bezüglich Keimzahlen. Zudem kam es häufiger als üblich zu Milchentsorgungen – dies fiel zeitlich mit den aussergewöhnlich hohen Temperaturen zusammen. Die Temperatur der Milch ist ein entscheidender Faktor für die Keimentwicklung. Daher ist eine rasche Abkühlung direkt nach jedem Melkvorgang von grosser Bedeutung. Selbst eine kurze Unterbrechung der Kühlung kann einen erheblichen Einfluss auf die Keimbelastung haben. Sollten bei Euch erhöhte Keimzahlen festgestellt werden, bitten wir Euch, besonders aufmerksam zu sein und unverzüglich die notwendigen Massnahmen zu ergreifen.

Eingangskontrolle bei Verarbeiter

Die Zunahme an Qualitätsbeanstandungen bedeutet nicht zwingend, dass die produzierte Milch schlechter geworden ist. Vielmehr ist dies auf die deutlich verschärften Eingangskontrollen bei den Verarbeitern zurückzuführen. Früher genügte ein negativer Antibiotikatest, um die gesamte Ladung eines Tanklastwagens abzuladen. Diese Zeiten sind vorbei. Heute werden bei nahezu jeder Anlieferung sämtliche Qualitätsparameter überprüft. Überschreitet die Gesamtprobe einer Tour die Toleranzwerte, werden die einzelnen Kammern separat analysiert. Weicht eine Kammer von den Grenzwerten ab – etwa wegen einer zu hohen Keimbelastung – wird die Menge in den entsprechenden Kammern beanstandet oder sogar entsorgt.

Weiterverrechnung der Kosten an betroffene Produzenten

Gemäss Artikel 7 unserer Einkaufskonditionen verrechnen wir die Kosten für Qualitätsabweichungen den Produzenten weiter, deren Milch über den zulässigen Grenzwerten liegt. Ziel dieser Regelung ist es, die Kosten verursachergerecht weiterzuverrechnen und die Auswirkungen solcher Vorfälle auf den Basispreis für alle Lieferanten so gering wie möglich zu halten.

Haftpflichtversicherung im Fall einer Milchentsorgung

Kommt es zu einer Milchentsorgung, kann dies mehrere Tonnen betreffen – im Extremfall sogar einen ganzen Sattelzug. In solchen Fällen übernimmt die Haftpflichtversicherung des verursachenden Produzenten die Schäden gegenüber Dritten. Diese Versicherung ist jedoch nicht obligatorisch. Daher ist es von grösster Bedeutung, dass jeder Produzent über eine entsprechende Police verfügt und dass die Versicherungssumme ausreichend hoch ist, um allfällige Kosten zu decken. Bei Unsicherheiten empfehlen wir, Euch mit Eurer Versicherung in Verbindung zu setzen.

Wir sind uns der täglichen Arbeit und des grossen Engagements bewusst, mit dem Ihr qualitativ hochwertige Milch produziert. Dafür möchten wir Euch herzlich danken!