Vom Milchgeld leben

14.09. 2020 mooh

Hans Tanner bewirtschaftet mit seinem Sohn Hansruedi einen Milchwirtschaftsbetrieb in Degersheim (SG). Er setzt sich bei mooh als Verwaltungsrat für das Berggebiet und die Grünlandbetriebe ein und seine Erwartung ist klar: Die Marktleistung muss stimmen und der Preis muss sich weiter nach oben bewegen.

Am Rande des Gemeindegebiets auf knapp 1000 m.ü.M. schaut Hans Tanner über Degersheim: «Von hier aus sieht man fast meinen ganzen Betrieb – und man sieht bestens, dass wir in der Bergzone sind», sagt Hans schmunzelnd. Hier oben hat Hans 7 ha Wiese, die er fast ausschliesslich mäht, nur eine kleine Parzelle nutzt er für seine Galtkühe. Hinter Degersheim erkennt man sein Wohnhaus mit der Scheune, etwas weiter oben seinen Milchviehstall für 44 Kühe, welche gerade auf die Weide spazieren. «Mein Betrieb ist fast vollständig arrondiert rund um Degersheim, das ist optimal für die Weidewirtschaft», erkärt der Landwirt. Vor dem Dorf erkennt man den Schweinestall. Mit dessen Pacht im Januar 2020 konnte er eine Generationengemeinschaft mit seinem Sohn Hansruedi gründen. Für Hansruedi und Hans war wichtig, dass beide 100 Prozent auf dem Betrieb arbeiten und davon leben können. Deshalb suchten sie ein weiteres Standbein und sie haben es in der Schweinemast gefunden.

Grünland pur

Hans bewirtschaftet einen reinen Grünlandbetrieb. Seine 44 Kühe haben eine durchschnittliche Milchleistung von 6000kg. «Wir setzen voll auf das, was unser Betrieb an Futter hergibt», erklärt Hans, «Wir setzen nur wenig Kraftfutter ein und arbeiten Kosten-orientiert». Für ihn ist wichtig, dass er vom Milchgeld leben kann – und dies habe bisher immer funktioniert. Trotzdem ist seine Erwartung an seinen Milchkäufer klar: Die Marktleistung muss stimmen und der Milchpreis für alle Schweizer Betriebe muss sich weiter nach oben bewegen.

Für die Milchproduzenten kämpfen

Als Verwaltungsrat der mooh Genossenschaft hat Hans einen tiefen Einblick in den Milchmarkt und sieht, wie komplex dieser ist. «Eigentlich ist es absurd, dass der Preis in der Schweiz nicht steigt bei solch knappen Angebot und grosser Nachfrage», sagt Hans, «aber wir als Verwaltungsrat legen den Preis fest. Wir sind wirklich stark abhängig von der internationalen Marktentwicklung». Hans ist seit Beginn an bei mooh im Verwaltungsrat. Für ihn ist klar, dass es die Produzentenorganisation braucht: «POs sind die Organisationen, die wirklich für die Milchproduzenten kämpfen», sagt er überzeugt. Er weiss aber auch um den schweren Stand der Produzentenorganisationen in der Schweiz. Im Gefüge von POs, PMOs und Direktlieferanten hätten die POs nicht immer die beste Verhandlungsposition, sagt Hans. Trotzdem ist sich Hans sicher, dass mooh das gesamte Milchpreisniveau in der Schweiz anhebt. Dies zeigen auch Vergleiche zwischen dem mooh Basispreis und dem internationalen Index LTO+.

Als Genossenschaft für die Solidarität

Hans Aufgaben als Verwaltungsrat sind sowohl die strategische Ausrichtung wie auch die Kontrolle der Geschäftsstelle. Er vertritt klar die Betriebe, wie er einer führt: «Ich setze mich fürs Berggebiet und für Grünlandbetriebe ein», erklärt er. In seiner Region – im Berggebiet – gibt es manchmal Unstimmigkeiten in den Sammelstellen. «Daran kann aber mooh kaum etwas ändern: Ein Wechsel auf Hofabfuhr ist bei vielen Betrieben nicht möglich aufgrund ihrer Lage», erläutert Hans. Trotzdem sei wichtig, dass mooh sich auch um die Höfe in etwas schwierigerer Lage kümmert. «mooh wurde bewusst als Genossenschaft gegründet, um die Solidarität zwischen den Landwirten zu fördern», erzählt Hans. Aber auch Hans weiss, dass mooh nun relativ gross geworden ist und so die Nähe zum Produzenten etwas verloren gegangen ist. Der Service aber stimme, er könne jederzeit anrufen und erhält regelmässig und transparent die nötigen Informationen aus der Genossenschaft. Zudem weiss Hans im Vergleich mit anderen Milchkäufern: «mooh setzt sich für die Gesamtmilchwirtschaft ein und das zählt».

Gemeinsam selbständig

Wenn Hans aber seinen Betrieb mit anderen vergleicht, ist er froh: «Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass meine Nachfolge mit Hansruedi geregelt ist», sagt er strahlend. Die Arbeit habe sich nicht gross verändert, seit der Betrieb als Generationengemeinschaft geführt wird. «Wir verfolgen die gleichen Ziele», erklärt er. Entscheidungen trifft er nun nicht mehr alleine, sondern gemeinsam mit Hansruedi. Sie richten den Betrieb auf die zukünftigen Bedürfnisse aus – und das gemeinsam, aber selbständig.