Gedämpfte Nachfrage im Frischmilchbereich

15.07. 2021 mooh

Nach dem wetterbedingt verzögerten Alpauftrieb im Juni stabilisieren sich die Einlieferungen Anfang Juli auf dem tiefen Sommerniveau. Während die Nachfrage zunächst noch rege war, weil die Lager im Gastrobereich wieder hochgefahren wurden, sehen wir nun eine durchzogene Aussicht auf der Absatzseite für die Sommermonate. Im Detailhandel sieht man sich in der Normalität nach Corona. Das heisst, dass die Verkäufe von Frischmilchprodukten und Butter stark eingebrochen sind und sich aktuell wieder auf dem Niveau von 2019 bewegen.

Einkaufstourismus ist zurück

Diese Tatsache wird dem Einkaufstourismus zugeschrieben, welcher besonders in der Deutschschweiz wieder voll im Gange ist. Die Konsumenten zeigen hier ein starkes Kompensationsbedürfnis, was den Absatz in der Schweiz dämpft. In der Westschweiz scheint diese Entwicklung momentan noch verlangsamt, da die Ausreisebestimmungen nach Frankreich strenger sind. Auch die bevorstehenden Sommerferien und die wieder erstarkte Reiselust vieler Schweizer ins Ausland dürfte eher dämpfend auf die Nachfrage wirken. Dieser Bewegung wollen die Discounter mit günstigeren Preisen in der Schweiz entgegenwirken. Dadurch entsteht ein enormer Preisdruck besonders im Käsebereich.

Butterlager wieder auf Niveau 2019

Die Butter-Tiefkühllagerbestände haben anfangs Juli das Niveau von 2019 übertroffen. Einerseits haben die hohe Milchproduktion im Juni zu einer unerwartet hohen Butterproduktion geführt. Andererseits wirken sich die offiziell bewilligten Butterimporte und die zusätzlichen Importe im Veredelungsverkehr auf die Lagerbestände aus. Leider scheinen die Lagerbestände bei den Butterherstellern sehr unterschiedlich verteilt zu sein. Gesamthaft haben wir damit voraussichtlich genug Butter an Lager, damit die Versorgung bis Ende Jahr sichergestellt werden kann. Weitere Importgesuche sind daher definitiv nicht mehr angezeigt.

International auch Zurückhaltung

Auch auf den Märkten in Europa und weltweit ist eine zunehmende Zurückhaltung spürbar. Einerseits bedingt durch die anbrechende ruhigere Sommerzeit, andererseits ist aber eine deutliche Verunsicherung spürbar. Beim Global Dairy Trade sehen wir seit Anfang April den Abwärtstrend, der ungebrochen ist. Besonders sinkende Magermilchpreise drücken bei uns direkt auf die B-Preise.

Biomilch: weiterhin Deklassierung von Magermilch nötig

Bei der Biomilch ist aufgrund der guten Verkäufe von Butter und Rahm insbesondere das Fett weiterhin gesucht. Auf der anderen Seite muss ein Teil des Proteins deklassiert werden. Die Deklassierungsabzüge konnten daher über die Sommermonate nicht wie erwartet reduziert werden. Nichtsdestotrotz setzen wir uns dafür ein, dass die Preise gemäss Vorschau über dem Vorjahresniveau gehalten werden können.

Bestand Tiefkühllager 2019 bis 2021