Marktübersicht Oktober 2025

14.10. 2025 mooh

Butter- und Käsepreise in der EU richtiggehend eingebrochen

Seit Ende August sind im benachbarten Ausland und weltweit die Butter- und Käsepreise richtiggehend eingebrochen. Nach Höchstständen von deutlich über 7 € noch in diesem Sommer werden Butterblocks an der süddeutschen Butterbörse in Kempten aktuell nur noch um 5.50 € gehandelt. Aldi senkte die Butterpreise in Deutschland innert kurzer Zeit zwei Mal. In ähnlichem Ausmass sind auch die Preise für Standardkäse wie Edamer oder Pizzamozzarella eingebrochen. Als Folge der Preiseinbrüche ist auch der Kieler Rohstoffwert, der errechnete Erlös aus einem kg Milch, welches zu Butter und Magermilchpulver verarbeitet wird, in diesem Jahr schon um 10 ct eingebrochen auf wieder unter 45 ct. Dies dürfte sich in den nächsten Monaten schmerzhaft auf die Milchpreise in der EU auswirken.

Die Gründe für den unerwartet starken Preiseinbruch dürften vielschichtig sein. Sicher ist, dass auch im benachbarten Ausland wie in der Schweiz die Milchproduktion extrem hoch ist. Diese hohen Einlieferungen treffen auf eine stabile Nachfrage. Längerfristig bleibt der Bedarf zwar durch das Bevölkerungswachstum und den steigenden Pro-Kopf-Konsum getragen, kurzfristig überwiegt jedoch das Überangebot. Die stark gesunkenen Preise im Ausland verschlechtern unsere Exportchancen weiter. Trotz der beschlossenen Stützungen werden Exporte in Folge der tieferen Preise im Ausland noch unattraktiver.

Rekordeinlieferungen und beschränkte Verarbeitungskapazitäten

Im Inland prallen aussergewöhnlich hohe Milcheinlieferungen auf einen schwachen Absatz. Die Einlieferungen bei mooh lagen bereits im September rund 4 % über dem Vorjahr, und im Oktober setzt sich dieser Trend fort. Dieses Muster zeigt sich nicht nur bei mooh, sondern schweizweit – besonders ausgeprägt im Bio-Segment, wo die Mengen gar rund 10 % über dem Vorjahr liegen. Die stärkeren Einlieferungen bei der Biomilch bestätigen, dass die Ursache zu einem grossen Teil in einer sehr guten Futtergrundlage liegt. Gleichzeitig ist die Verarbeitungskapazität im Oktober aufgrund zahlreicher Revisionen temporär eingeschränkt, was die ohnehin angespannte Marktsituation zusätzlich verschärft.

BOM-Beschlüsse zur Marktentlastung bestätigt

Die BOM hat verschiedene Massnahmen beschlossen, um die Butterlager zu entlasten. Diese wurden an der ausserordentlichen DV Ende September bestätigt. Die Massnahmen umfassen:

  • Export von 2000 t Butter und 2000 t Rahm bis Mitte 2026
  • Finanzielle Anreize zur Verwendung von Schweizer Butter anstelle von Veredelungsverkehr in der industriellen Verarbeitung
  • Anreize, damit die Milchproduktion in den nächsten Monaten gedrosselt wird

Zur Umsetzung dieser Entscheide werden voraussichtlich rund 50 Mio. kg C-Milch benötigt, die anteilsmässig auf die Erstmilchkäufer verteilt werden – für mooh entspricht dies rund 14 Mio. kg.


Reicht diese Menge?

Die beschlossenen Massnahmen wurden auf der Annahme stabiler Einlieferungen definiert und die Stützungen entsprechend kalkuliert. Angesichts der nun wesentlich höheren Mengen ist fraglich, ob die verfügbaren Mittel ausreichen werden. Es zeichnet sich ab, dass die Branche zusätzliche Koordination und allenfalls neue Entlastungsmechanismen braucht.

Verdrängungskampf

Die bei den hohen Einlieferungen knappen Verarbeitungskapazitäten haben einen richtigen Verdrängungskampf ausgelöst. Dieser wird nicht mehr primär über den Preis geführt wird, sondern es geht bereits darum, die Milch überhaupt abladen zu können. Für mooh ist die Situation besonders herausfordernd: Für mooh ist die Situation besonders herausfordernd: einerseits treffen rekordhohe Einlieferungen – auch von Direktlieferanten unserer Kunden – auf eingeschränkte Kapazitäten der Verarbeiter. Die Mehrmengen der Direktlieferanten werden prioritär behandelt und mooh Milch verdrängt. Andererseits steht mooh mit Partnern, die in den letzten Jahren Marktanteile verloren haben, überproportional unter Druck. Auch hier profitieren Direktlieferanten doppelt – von der aktuellen Verdrängung und von mooh’s Preiserhöhungen in den letzten Jahren – und der Lastenausgleich funktioniert ungenügend.

Biomilch muss exportiert werden

Auch im Biobereich spitzen sich die Herausforderungen zu. Die steigenden Einlieferungen treffen auf einen knapp stabilen Absatz. Die zusätzlich anfallenden Mengen können vom Inlandmarkt nicht aufgenommen und bestenfalls im Export untergebracht werden. Sollte dies nicht gelingen, droht eine Deklassierung in den ÖLN-Bereich und damit die Verwertung als C-Milch. Ab November wird mooh deshalb auch im Biosegment B-Milch einkaufen, da ein Teil der Mengen exportiert werden muss.

Kein Absatz für Einschränkungsmilch

Unter diesen Rahmenbedingungen ist der Spielraum für Einschränkungsmilch äusserst gering. mooh kauft deshalb nur von Käsereien Einschränkungsmilch, welche bereits in den letzten Jahren mit uns zusammengearbeitet haben. Die Milch wird im C-Segment eingekauft; der Preis beträgt 30 Rp./kg und entspricht damit ungefähr dem Erlös, der für zusätzliche Milchmengen im Verkauf erzielt werden kann.

Negative Preisentwicklung

Die düsteren Marktentwicklungen der letzten Wochen bedingen eine klare Preisreduktion. In der ÖLN Silomilch sinkt der Preis gegenüber der Vorschau um 4 Rp./kg auf 56 Rp./kg. Auch in den anderen Milchsorten mussten die Preise korrigiert werden. Dies, weil die Mengen hoch sind und allfällige deklassierte Mengen dann im ÖLN Silomilchbereich landen, wo es aktuell keinen Absatz gibt.

Der Verwaltungsrat hat zudem entschieden, die Marktsituation auch im Überlieferungsabzug abzubilden. Für November wurde deshalb bereits ein Überlieferungsabzug von -12 Rp./kg festgelegt. Dieser widerspiegelt nicht ganz die aktuelle Marktsituation – der Abzug müsste eigentlich noch höher sein. Da bei mooh aber bisher im Planungsmodell ein maximaler Abzug von -12 Rp./kg galt, wollen wir im Sinne der Kontinuität 2025 auch daran festhalten. 2026 dürfte vor allem in den milchstarken Frühjahrsmonaten ein bedeutender Teil der Überlieferungsmenge C-Milch sein, was einen höheren Abzug als 12 Rp./kg zur Folge haben wird. Auf 2026 wird daher der maximale Abzug von -12 Rp./kg aufgehoben. Ab Januar 2026 wird deshalb bei Bedarf ein höherer Abzug angewendet – nach heutiger Einschätzung starten wir im Januar 2026 mit -14 Rp./kg Überlieferungsabzug.