Milch ist gesucht – Preisentwicklung positiv

27.04. 2022 mooh

Die internationalen Preise schnellen in die Höhe, sowohl bei den Inputkosten wie auch bei den Produzentenmilchpreisen. Dies wirkt sich positiv auf die Schweizer Milchpreise aus und bestätigt die Vorteile der graslandbasierten Produktion. Dies sind aber nicht die einzigen Einflüsse auf den Schweizer Milchpreis.

Der Milchmarkt zeigt sich aktuell von einer erfreulichen Seite für die Milchproduzenten. Die Inlandnachfrage ist auch in den milchstarken Frühjahrsmonaten gut. Die Butterlager steigen daher im Gegensatz zu früheren Jahren kaum an. Das dürfte für die Sicherstellung der Butterversorgung bis Ende Jahr weitere Importe nötig machen. Vor allem in Europa aber auch auf dem Weltmarkt sind die Preise für Standardmilchprodukte wie Milchpulver und Butter massiv angestiegen. Die absolut aussergewöhnlichen Preissteigerungen widerspiegeln die fehlende Verfügbarkeit dieser Milchprodukte und die massiv gestiegenen Herstellungskosten infolge der ebenfalls stark erhöhten Erdöl- und Gaspreisen.

70 Rp./kg ÖLN Silomilch

Die per 16. April 2022 beschlossene Richtpreiserhöhung für A-Milch um 5 Rp./kg auf 78. Rp./kg ist nur folgerichtig. Auch der B-Preis ist aufgrund der starken internationalen Notierungen gestiegen. Für die Produzentenpreise in der Schweiz sind diese Entwicklungen positiv. mooh-Produzenten lösen so für ÖLN Silomilch mit dem grünen Teppich ab Mai inkl. der Zulage für Verkehrsmilch 70 Rp./kg. Auch die Vorschau über den Sommer 2022 ist positiv: Gegenüber 2020 liegt der Basispreis bis Ende Jahr 10 bis 11 Rp./kg höher.

Höhere Kosten und Unsicherheiten

Diesen Preissteigerungen stehen höhere Inputkosten gegenüber. Die Verfügbarkeit von Getreide, Energie und auch Dünger ist aufgrund des Krieges knapp und entsprechend steigen die Preise an. Die steigenden Kosten für die europäischen Milchbauern treiben die europäischen Produzentenmilchpreise in die Höhe. Nur so können diese überhaupt weiter produzieren. Experten schätzen aktuell, dass die Europäischen Milchpreise über den Sommer bis über 60 Eurocents ansteigen könnten. Dies wirkt sich auch auf die Schweizer Milchpreise positiv aus.

Vorteil graslandbasierte Produktion

Auch in der Schweiz steigen die Inputkosten. Die Graslandbasierte Milchproduktion, welche in einem deutlich geringeren Ausmass von den Kostensteigerungen bei Getreide, Dünger und Energie betroffen ist, ist in der aktuellen Situation aber im Vorteil gegenüber dem Ausland. Die Produzenten können trotz den höheren Kosten von der Preissteigerung profitieren.

Auch Marktstruktur bestimmt den Milchpreis

Zweifelsohne helfen die internationalen Entwicklungen den Schweizer Preisen. Trotzdem darf die Marktstruktur in der Schweiz nicht vergessen werden: Viele Produzenten stehen wenigen Abnehmern gegenüber. Um Preiserhöhungen durchsetzen zu können, ist es also wichtig, den Verarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen. Die mooh Genossenschaft vereint einen Viertel der Schweizer Milchproduzenten und vermarktet etwa einen Fünftel der Schweizer Milchmenge – damit hat sie ein Gewicht am Markt und kann Preisforderungen für die Produzenten durchsetzen. Mit einer breiten Kundenstruktur ist sie zudem nicht von einem einzelnen Kunden abhängig und kann die Milch in wertschöpfungsstarke Kanäle leiten.

Wie geht es weiter?

Bei der ÖLN Silomilch sind die Preiserhöhungen per Mitte April bereits weitgehend umgesetzt. Auch bei der Käsereimilch haben die wichtigsten Sortenorganisationen eine Erhöhung der Käsepreise angekündigt – ab Mai ist auch hier mit steigenden Preisen zu rechnen. In der Biomilch müssen die Preise nach dem letzten Schritt im März aus Sicht mooh zwingend weiter steigen. mooh erwartet hier eine nochmalige Preisanpassung auf den Sommer um bis zu 5 Rappen.

Entwicklungen bergen Risiken

Die deutlichen Preiserhöhungen bringen aber auch Risiken mit sich. Der Käseexport stockt seit anfangs Jahr bei verschieden Sorten. So musste der Emmentaler die Produktion bereits massiv drosseln. Konsumenten, insbesondere im für uns wichtigen Exportmarkt Deutschland, scheinen sich aufgrund der Unsicherheiten und Ängste durch den Krieg und der massiv gestiegenen Inflation vermehrt für günstigere als für Premium-Milchprodukte zu entscheiden. Die Marktentwicklung in den nächsten Monaten verlangt daher von allen Marktakteuren sehr viel Flexibilität.

Vergleich mooh Basispreis ÖLN Silomilch* mit EU LTO+**

* mooh Basispreis ÖLN Silomilch 19 inkl. Verkehrsmilchzulage von 4.5 Rp./kg, ab Jan. 22 5 Rp./kg und inkl. Nachhaltigkeitszuschlag nach effektiver Segmentierung von 3 Rp./kg A-Milch;
**EU LTO+: Vergleichspreis EU, inkl Verkäsungszulage, exkl. MWSt. CH; inkl. Verkehrsmilchzulage