Qualitätsmilch im Mittelpunkt

04.05. 2020 mooh

Der Verkauf ist für die mooh Genossenschaft zentral. mooh Mitglied Beat Sturzenegger betreibt zusätzlich Direktverkauf mit seinem Milchautomaten. Aber wie ist man da erfolgreich?

Eine Durchgangsstrasse, ein Stall für 68 Kühe und davor ein Milchautomat: Das ist der Stall von Beat Sturzenegger. Er pachtet in Reutlingen (ZH) einen Betrieb der Stadt Winterthur. Dieser liegt entsprechend stadtnah und bietet die optimale Grundlage für den Direktverkauf – auch wenn Sturzenegger mehr durch Zufall damit begonnen hat: «Meinen ersten Milchautomaten habe ich von einem Nachbarn übernommen, der die Milchproduktion aufgab», erzählt Sturzenegger. Bei der Stalleinweihung 2014 bot er dann auch Bauernhofglacé vom Betrieb Vollenweider aus Illnau (ZH) an. Die Nachfrage war so gut, dass Sturzenegger ein kleines Angebot eröffnete mit Produkten von sich und seinen Nachbarn. Heute bietet er nebst Milch und Glacé auch Kartoffeln, Äpfel und Eier in Selbstbedienung mit einem Kässeli an. Auch hat er bereits in einen neuen Milchautomaten investiert: «Wir verkaufen rund 100 Liter alle zwei Tage, da hatte der alte Automat einfach zu wenig Kapazität», sagt Sturzenegger stolz.

Konsument aufklären

Die Stadtnähe gibt Sturzenegger auch die Chance, die Konsumenten aus erster Hand über die Landwirtschaft zu informieren. «Diese Zeit muss man sich unbedingt nehmen», ist Sturzenegger überzeugt. Er stellt zum Beispiel fest, dass die Konsumenten mit den zahlreichen Labels überfordert sind und Bio im Trend liegt.

Qualität als wichtiges Verkaufsargument

«Es gibt Kunden, die gleich 20 Liter oder mehr holen, um selbst Joghurt oder Frischkäse zu produzieren», erzählt Sturzenegger. Er erhält viel Lob für die gute Qualität seiner Milch. Auch bei mooh werden ihm Qualitäts-Zuschläge ausbezahlt, was Sturzenegger mit der guten Fütterung begründet. Seine Herde besteht aus Kühen der Rassen Red Holstein und Braunvieh.

Breit aufgestellt

Nebst Milchproduktion betreibt Sturzenegger Ackerbau und unterhält 180 Hochstammbäume für die Produktion von Mostobst. Auf 37 Hektaren gedeihen Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps, Gerste, Mais, Tabak und Kunstwiesen. Die restlichen 15 Hektaren sind Naturwiesen. Der Meisterlandwirt bildet derzeit einen Lernenden aus und hat einen Angestellten. Bei Arbeitsspitzen hilft auch sein Vater Hans mit. Die Situation mit seinem Betrieb ist speziell, da er den Hauptteil der Flächen von der Stadt gepachtet hat. «Eigentlich hätte die Stadt gerne nur Biobetriebe. Das würde mir aber unter anderem die Tabakproduktion verunmöglichen», erklärt Sturzenegger. Es sei aber trotzdem gut möglich, dass er irgendwann umstellen müsse, wenn der Druck zu gross wird.

Käse aus eigener Milch

Seine eigenen Ziele liegen aber momentan woanders: Sturzenegger würde gerne einen kleinen Hofladen aufmachen und auch Käse verkaufen. «Ich möchte aus meiner Milch Käse produzieren lassen und diesen hier verkaufen. Mit einem entsprechend breiteren Sortiment würde auch die Kundenzahl grösser», erklärt Sturzenegger. Dies habe er bereits jetzt festgestellt – auch ohne Werbung. Sein Direktverkauf wurde nur über Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt, was für ihn enormes Potential bedeutet. Zentral für ihn ist aber, dass er mit dem Verkauf von eigenem Käse noch mehr Wertschöpfung aus seiner Milch generieren kann.