Das Jahr 2020 scheint sich auch im 4. Quartal nicht zu normalisieren. So stehen nur sehr zäh steigende Einlieferungen einer Coronabedingt wieder wachsenden Nachfrage gegenüber. Zwar ist der Absatz im Gastrobereich bereits wieder deutlich zurückgegangen, der zunehmende Zug im Detailhandelbereich ist aber gleichzeitig stark spürbar. Da die Milcheinlieferungen auch im Oktober unter Vorjahr liegen, bleibt die Milch begehrt.
Tägliche Einlieferungen ÖLN Silomilch mooh (in Mio. kg pro Tag)
Markt international uneinheitlich
Die internationalen Märkte senden unterschiedliche Signale aus. Während der Global Dairy Trade Index Anfang November leicht nachgegeben hat, sind die Weltmarktpreise für Butter, Magermilch- und Vollmilchpulver stabil bis leicht steigend. Wieder etwas besorgter beobachten wir die Wechselkursentwicklung. Der Eurokurs ist auf Oktober erstmals seit Juli wieder rückläufig und der Dollar ist teilweise nicht einmal mehr 90 Rappen wert.
Butterimporte / Sensibilität der Branche für Produzenten fehlt
Bei der aktuell regen Nachfrage und der geringeren Produktion reicht die Butterproduktion für die Deckung der Inlandnachfrage nicht. Entsprechend ist es nachvollziehbar, dass die BO-Milch beim Bundesrat eine Erhöhung der 2. Importtranche auf 2000 Tonnen beantragte, um den inländischen Bedarf bis Ende Jahr sicherzustellen. Aus Sicht der Produzenten aber nicht nachvollziehbar ist, dass sich das Fettmanko nicht stärker auf den Milchpreis der Produzenten auswirkt. So war die BO-Milch nicht bereit, hier entsprechend klare Signale auszusenden. Dies zeugt von einer fehlenden Sensibilität der nachgelagerten Verarbeitungsstufe für die Anliegen der Produzenten.
Ausblick 2021
Wir erwarten, dass die aktuelle Marktsituation auch ins nächste Jahr hinein anhalten wird. Damit unsere Produzenten noch stärker davon profitieren können, werden wir unsere Milchmenge noch konsequenter in die Kanäle mit starker Wertschöpfung leiten. Gerade beim Milchfett erwarten wir von unseren Kunden, dass sie bei einer so knappen Versorgung die auf den Sommer vorgenommene Preiserhöhung bei der Butter auch beim Rahm konsequent umsetzen. Für Exportprodukte werden wir mit Ausnahme der milchstarken Frühjahrsmonate nur noch Milch zur Verfügung stellen, wenn ein erheblicher Swissness-Zuschlag realisiert werden kann. Aus diesen Gründen dürfen mooh Mitglieder 2021 trotz der fehlenden Signale der BO-Milch erneut ein höheres Preisniveau erwarten.