Vollweide und saisonale Abkalbung

28.08. 2023 mooh

Ein in der Schweizer Milchwirtschaft nicht oft gesehenes System haben Silvia und Adrian Stohler aus Olsberg (BL) für ihren Hof gewählt. Auf dem Bio-Betrieb kalben die Kühe saisonal und sie leben auf der Vollweide. Adrian und Silvia haben den Hof 2009 von Adrians Eltern übernommen und setzen seit 2011 mit Überzeugung auf die Vollweide.

Konsequente Umsetzung

Dieses kosten- und arbeitseffiziente System setzen sie konsequent um. In der zweiten Novemberhälfte werden alle 45 Kühe trocken gestellt und von Mitte Januar bis März ist Abkalbesaison. Ab April holen die Kühe alles Futter auf der Weide, im Stall wird nichts mehr zugefüttert (ausser bei Trockenheit). Wenn doch einmal im Stall zugefüttert werden muss, ist dies Heu oder in der Galtzeit Ökoheu. Im April werden alle Kühe besamt. Silvia besamt selbst mit ausgelesen neuseeländischen Holstein-Stieren.

Weiden im Fokus

Mit der Vollweide werden keine Hochleistungen erreicht, dafür ist die Futterbeschaffung einfach und günstig. Mit mehrheitlich neuseeländischer und etwas irischer Genetik züchten Stohlers die idealen Weidekühe. Es sind kleinere Holstein-Kühe, die das Weidegras effizient in Milch mit einem hohen Gehalt verwandeln. Seit Jahren wird auf den Einsatz von Kraftfutter verzichtet.

Damit das Vollweidesystem funktioniert und die Weiden gut erhalten bleiben, ist die Planung wichtig. Dank dem arrondierten Land kann fast die gesamte Landfläche beweidet werden. Die Weiden werden je nach Bedarf unterteilt, so dass die Kühe nach dem Melken immer ins frische Gras kommen.

Kosten ausrechnen

Mit dem Weidesystem fallen für Familie Stohler viele Kostenpunkte weg. Kein Kraftfutter, kein Futtermischwagen, weniger Zeitaufwand sind alles positive Aspekte. Natürlich haben aber auch sie immer wieder investiert. Vor einigen Jahren wurde ein neuer Stall errichtet und ein Melkstand der neuseeländischen Firma Waikato eingebaut.

Für Stohlers ist es wichtig, ihre Kosten zu kennen. So haben sie letztes Jahr wieder eine Vollkostenrechnung ausgefüllt. Auch waren sie schon an Versuchen und Projekten zur Vollweide beteiligt.

Arbeitspausen und -spitzen

Während dem Abkalben fällt viel Arbeit auf einmal an – Geburten, Kälber tränken, noch im Stall füttern etc. Sobald die Kühe dann aber wieder auf Vollweide und die Kälber ausgemästet sind, kann Familie Stohler ihre Zeiten wieder flexibler planen. Dank der Melkpause im Dezember können sie auch mal länger in die Ferien. Sie schätzen die damit verbundene Lebensqualität.